Pasquino

Nicht weit von der Piazza Navona, an der Rückseite des Palazzo Braschi, steht eine antike Statue die vom Lauf der Zeiten ziemlich mitgenommen erscheint. Es handelt sich wohl um den Rest einer Gladiatorengruppe (der Bauch einer zweiten Figur ist auch noch zu erkennen), die irgendwo am oder im Stadion des Domitian, heute Piazza Navona aufgestellt…

Pasquino 01
Nicht weit von der Piazza Navona, an der Rückseite des Palazzo Braschi, steht eine antike Statue die vom Lauf der Zeiten ziemlich mitgenommen erscheint. Es handelt sich wohl um den Rest einer Gladiatorengruppe (der Bauch einer zweiten Figur ist auch noch zu erkennen), die irgendwo am oder im Stadion des Domitian, heute Piazza Navona aufgestellt war.
Ihren Namen bekam die Statue im 15. Jahrhundert. Der echte Pasquino war ein Schneider oder ein Bäcker, auf jeden Fall, ein Bewohner der Piazza Navona, dem es schwer fiel seine Zunge zu zügeln. Nicht ungefährlich unter der strengen Zensur der Borgia-Päpste.
Und so hing er eines Morgens einen Zettel mit einer besonders harschen Kritik am Vatikan an diesem Torso. Jeder wußte wer dahinter steckte, nur die Garde des Papstes konnte niemand verantwortlich machen. Das Volk stellte fest, dass man wohl Menschen, aber nicht Marmorfiguren den Mund verbieten konnte. Der steinerne Pasquino war geboren. Ihm wurden nun regelmäßig Zettel angeheftet und seine Meinungsäußerungen begannen sich zu verselbständigen.
Pasquino 04Als Papst Urban VIII., aus der Familie Barberini, die Bronzeverkleidung des Pantheon für den Baldachin im Petersdom einschmelzen ließ, kommentierte er dies mit den noch heute zitierten Worten: „Quod non fecerunt barbari fecerunt Barberini.“ (das machten nicht die Barbaren, sondern die Barberini)
Und der Pasquino blieb nicht allein. Eines Tages hing am Marforio, der altehrwürdigen Götterstatue am Kapitol, eine Erwiderung auf eine Äußerung des Pasquino. Kurz darauf schaltete sich der Babuino an der Spanischen Treppe in den Dialog ein. Und auch der Facchino, manche sehen in ihm eine Darstellung von Martin Luther, hielt seine Meinung nicht mehr zurück.
In einer Zeit, in der die Menschen lieber stumm blieben, wurden die Diskussionen der steinernen Figuren immer lauter und bunter.
Heute sind die anderen Statuen wieder verstummt, unhörbar im sie umbrausenden Verkehr.
Nur der Pasquino spricht weiter wie ein Wasserfall. Weiterhin werden ihm Zettel angeheftet. Meistens in römischem Dialekt, oft gereimt, immer deftig.
Die Kritik an Silvio Berlusconi ist noch nicht verblasst, da wird Francesco Rutelli als „Hure der Margherita“ angeprangert. Der ehemalige Grüne Bürgermeister von Rom ist inzwischen, zum Missfallen des Pasquino, Spitzenpolitiker bei der liberalen Partei Margherita geworden.
Der Pasquino bleibt ein Stückchen lebendige Demokratie, die seit nun über fünfhundert Jahren nicht mehr zu bremsen ist.
Stadtführung durch die Römischen Altstadt

Pasquino 03

Pasquino 02

Facchino 001
Der Facchino, sprechende Statue in der Via Lata

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