Spanische Treppe

Seit gut 200 Jahren ist die Piazza di Spagna mit der berühmten Spanischen Treppe Zentrum von Touristen und Ausländern in Rom und heute eines der beliebtesten Fotomotive. Um es vorweg zu nehmen, die Spanische Treppe hat mit Spanien rein gar nichts zu tun. Sie hat ihren Namen von der Piazza di Spagna zu ihren Füßen…

Brogi,_Giacomo_(1822-1881)
Spanische Treppe mit Barcaccia Brunnen im 19. Jhd.

Seit gut 200 Jahren ist die Piazza di Spagna mit der berühmten Spanischen Treppe Zentrum von Touristen und Ausländern in Rom und heute eines der beliebtesten Fotomotive.

Um es vorweg zu nehmen, die Spanische Treppe hat mit Spanien rein gar nichts zu tun. Sie hat ihren Namen von der Piazza di Spagna zu ihren Füßen und diese wiederum von der altehrwürdigen spanischen Botschaft am Heiligen Stuhl. Auf Italienisch wird die Freitreppe übrigens Scalinata della Trinità dei Monti nach der gleichnamigen Kirche an ihrer Spitze genannt, was es besser trifft, aber für Besucher aus nördlichen Ländern unaussprechlich scheint.

Wenn schon, dann müsste man sie Französische Treppe nennen, denn die berühmteste Treppe ist Frucht eines gut hundert Jahre langen Ringens zwischen den Päpsten und den Königen von Frankreich. Tatsächlich hieß auch der nördliche Teil des Platzes, mit der eigenartigen Form zweier an der Spitze verbundener Dreiecke, ursprünglich Piazza di Francia. Wie passend für die zwei Großmächte die damals in heftiger, oft kriegerischer Konkurrenz standen. Doch nach und nachokkupierte Spanien, zumindest dem Namen nach den Platz bis zur Treppe.

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Kugel mit französischer Lilie an der Spanischen Treppe

1502 stiftete König Ludwig XII. die Kirche Santa Trinità dei Monti auf dem Hügel Pincio neben der Ruine eines antiken Tempels der Fortuna, die kurz darauf für das Belvedere der Villa Medici abgetragen wurde. Die Kirche ist noch heute eine der fünf Gotteshäuser in Rom, in denen die Messe französisch gelesen wird. Über 80 Jahre sollte die Bauzeit dauern und fast solange, bis die Kirche mit der Via Sistina von der Seite eine Zufahrt bekam. Doch direkt vor der Kirche lag nur ein mit Büschen bewachsener Abhang. Man war sich schnell einig, dass ein repräsentativer Aufgang her musste, doch wie dieser aussehen sollte, darüber konnten sich die folgenden Päpste und die französischen Könige, denen das Grundstück gehörte, nicht einigen. Zahlreiche Entwürfe wurden gezeichnet und wieder verworfen. Als Kardinal Mazarin vier Entwürfe, darunter einen von Bernini, vorlegte, bei denen das Zentrum der Treppenanlage ein Reiterstandbild des Sonnenkönigs darstellte, platzte dem Papst die Hutschnur. Diese Selbstdarstellung eines fremden Herrschers mitten in Rom war für ihn inakzeptabel. Erst Innozenz XIII. schaffte den Kompromiss und akzeptierte sogar nach einigem hin und her den von Frankreich vorgeschlagenen Architekten Francesco De Sanctis. Der Monarch aus Paris, der das Projekt bezahlte, ist nur noch durch unauffällige Lilien auf den Pollern anwesend, neben den Adlern aus dem Familienwappen von Innozenz. Kaum stürzten 60 Jahre später die Revolutionäre das Königshaus in Paris, wurde das Ensemble mit dem Obelisk komplettiert. Einspruch aus Frankreich war nun nicht mehr zu erwarten.

Francesco De Sanctis (1679 – 1731) war ein viel beschäftigter aber nicht herausragender Architekt. Er war der Hausbaumeister des Klosters San Lorenzo in Lucina und des Hospiz der Trinità dei Pellegrini. Mit der neuen Kirchenfassade für letzteres schuf er sein bis dahin augenfälligstes Werk.

Plan
Piazza di Spagna (Open Street Map)

1717 wurde er auch Baumeister von Trinità dei Monti. Auch wenn er vorerst nur einfache Reparaturarbeiten beaufsichtigte, kam er doch so ins Ränkespiel zwischen Frankreich und Rom und wurde schließlich zum Architekten für die Treppe. Eine Aufgabe die er 1723 – 26 meisterhaft löste. Dabei musste er zwischen der Kirche, dem bestehenden Barcaccia-Brunnen und der Via Condotti, die keineswegs in einer Achse liegen vermitteln.

Drei Treppenrampen führen mit elegantem Schwung nach oben um sich auf der ersten Terrasse zu vereinigen. Von dort führt eine zentrale Treppe im Gegenschwung weiter hinauf. Schließlich winden sich die letzten Steigungen um die oberste Terrasse. Mehrfach kommt die Zahl Drei als Symbol der Dreifaltigkeit vor. Die Treppe ist mehr als eine Möglichkeit bequem einen Höhenunterschied zu überwinden. Sie ist ein Lebensraum in dem man sich aufhält, trifft, hinsetzt und das Dasein genießt. Mit jedem Schritt öffnen sich neue Perspektiven. De Sanctis gelang es das leichte Lebensgefühl des Rokoko in Stein zu gießen.

Zwei Jahre nach der Fertigstellung stürzte die Stützmauer der obersten Terrasse nach einem starken Regenfall ein und ein Teil der Treppe rutschte ab. Francesco De Sanctis musste sich nicht nur beißende Kritik gefallen lassen, er wurde auch verurteilt die Schäden auf eigene Kosten zu beseitigen. Damit war er nicht nur finanziell ruiniert, auch sein guter Ruf als Architekt war dahin. Er vollendete nur noch minimale Arbeiten an den Kirchen, für die er von Beginn gearbeitet hatte. Kurz darauf starb er mit gerade 51 Jahren. Dass einmal tausende Menschen jedes Jahr um den Globus fliegen um sich vor seiner Treppe zu fotografieren konnte er nicht ahnen.

Ab Oktober 2015 bis zum 21. September 2016 wird die Spanische Treppe umfassend renoviert.

Quellen: Dietrich Erben: „Paris und Rom: Die staatlich gelenkten Kunstbeziehungen unter Ludwig XIV“ S. 228, Biographie von Francesco De Sanctis

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siehe auch Piazza di Spagna, Santa Trinità dei Monti, Palazzo della Propaganda FideBarcaccia-Brunnen, Villa Medici

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Spanische Treppe 2013

Antworten auf „Spanische Treppe”.

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