Ich habe heute die Kirche San Michele e Magno besucht, die besser bekannt als Friesenkerk ist, die Nationalkirche der Friesen und Niederländer. Eine uralte Kirche, die direkt neben dem Petersplatz liegt aber trotzdem so versteckt ist, dass sie kaum jemand findet. Am Beginn des Borgo Santo Spirito findet man hinter einem barocken Torbogen die Treppe die hinaufführt. Ein ironischer Geist setzte die Friesenkierche auf einen steileren Hügel in Rom, als es ihn in ganz Friesland gibt.
Das Gotteshaus, ursprünglich nur dem Erzengel Michael geweiht, ist bereits im 9. Jahrhundert gesichert und gehörte zu einer Stiftung, die sich um friesische Pilger in Rom kümmerte.
864 half ein Trupp Friesen Papst Nikolaus beim Kampf gegen die Sarazenen. Sie retteten die Gebeine des Heiligen Magnus aus der bedrohten Stadt Veroli südlich von Rom und brachten die Reliquien in ihre Kirche, die nun ein zweites Patronat bekam. Dieser Magnus kam aus Apulien, wirkte in der Landschaft Ciociaria und soll im 3. Jahrhundert das Martyrium in Fabrateria vetus, dem heutigen Ceccano, erlitten haben. Bis 600 Jahre später seine Knochen in einer Friesischen Kirche landeten, hatte er mit dem Volk an der Nordsee nichts zu tun. Seine Reste sollen in die Kirche in Esens in Ostfriesland überführt worden sein. Er selbst wurde zum Patron der Friesen. Aber vielleicht wurde er auch mit dem legendären friesischen Helden Magnus Fortemans verwechselt.
Die Kirche in Rom wurde 1754 komplett barockisiert. An die mittelalterliche Kirche erinnert nur noch der Glockenturm, der aber zwischen den Nachbarbauten gänzlich verschwindet. Um ihn zu sehen muss man sich auf die Kuppel des Petersdoms bemühen. In der Friesenkerk, die heute auch Nationalkirche aller Niederländer ist, findet regelmäßig Gottesdienst in niederländischer Sprache statt. Im Inneren erinnern noch einige alte Inschriften an die lange Geschichte. Unter anderem sieht man links vom Eingang das Fragment der Grabinschrift eines Mannes namens Hebi, eines Friesen, der im Jahr 1004 hier begraben wurde. In der Kirche findet sich auch das Grab des Dresdner Malers Anton Mengs. Dessen Hauptwerk ist in Rom entstand.
Meine Quellen: Homepage der Kirche, Heiligenlexikon, Wikipedia, Turm-Museum Esens, Buch „Ostfriesland„.
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