Palazzo Altieri – Anna Magnani


Letzter Auftritt einer Legende

Gegenüber der Jesuitenkirche Il Gesù steht der Palazzo Altieri, der einen kompletten Straßenblock einnimmt. Ab 1655 begann die Adelsfamilie Altieri damit die mittelalterlichen Häuser des Areals aufzukaufen und den Palast darauf zu errichten. Als 1670 der 80jährige Emilio Altieri zum Papst Clemens X. gewählt wurde, beauftragte sein Neffe Paluzzo Paluzzi Altieri Degli Albertoni, der auch die päpstlichen Geschäfte führte, den Architekten Giovanni Antonio de Rossi mit einer standesgemäßen Erweiterung. Vor allem das Treppenhaus übertraf alles an Pracht im damaligen Rom.
Palazzo AltieriPalazzo Altieri - Tür der Berta
Der Legende nach weigerte sich nur eine alte Witwe namens Berta, ihre bescheidene Behausung für das Bauprojekt der Papstfamilie aufzugeben. Ihr Häuschen wurde schließlich einfach in den Palast integriert. Die Römer lieben solche Geschichten, in denen die kleinen Leute den Mächtigen ein Schnippchen schlagen. Ob es die Berta wirklich gab, kann man nicht mehr nachprüfen. Doch es fällt auf, dass an der prächtigen Schaufassade tatsächlich eine niedrige Tür mit darüberliegendem Fenster den einheitlichen Gesamteindruck stört.

Anna Magnani Palazzo Altieri - Tür der Magnani

Wenn ich entlang des Palazzo Altieri gehe denke ich jedoch an eine Schauspielerin, die sicher die ideale Besetzung gewesen wäre, hätte man einen Film über die renitente Berta gedreht. Anna Magnani lebte bis zu ihrem Tod fast dreißig Jahre in einer Wohnung im Palazzo Altieri. Die Magnani gab dem italienischen Film der Nachkriegszeit sein ausdrucksvolles Gesicht. Ihre Karriere begann mit dem Film von Rossellini über den Widerstand gegen die deutsche Besatzung Roms 1944, „Roma, Città Aperta“. Legendär schließlich ihre Rolle als „Mamma Roma“ in dem Pasolini-Film. Sie spielt eine Prostituierte, die ihrem Sohn zuliebe ein bürgerliches Leben aufbauen will. Auch wenn sie sich dagegen wehrte, der Begriff der Mamma Roma bliebt an ihr hängen. Und da sie in ihren Filmen immer wieder eine Mutter spielte, die sich mit leidenschaftlicher Inbrunst für ihre Kinder einsetzt, kam die Bezeichnung der Lupa Romana, der römischen Wölfin dazu. Federico Fellini hat die Magnani in einer kurzen Sequenz in seinem Film „Roma“ genau mit diesen Attributen konfrontiert, als sie abends ihre Haustür aufschließt. „Was soll ich sein? Geh heim schlafen, Federico.“ ist ihre Antwort. Der kurze Ausschnitt ist ihr letzter öffentlicher Auftritt, bevor sie kurz darauf ihrem Krebsleiden erliegt. Ich glaube wenige Prominente haben einen ähnlich eindrucksvollen Abgang geschafft. Mit den Worten „Buona Notte“ schließt sie die Tür und verabschiedet sich von ihrem Publikum.

Stadtführung durch die Römischen Altstadt