Tempel des Portunus


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Am Tiberufer nicht weit vom berühmten Wahrheitsmund wurde vor wenigen Tagen die Restaurierung eines uralten Tempels abgeschlossen. Der Tempel des Portunus strahlt nun wieder in ungekanntem Glanz. Einer der weltweit am besten erhaltenen antiken Tempel, der trotzdem den meisten Touristen entgeht.

Piranesi 003Der Tempel war seit dem Mittelalter irrtümlich als Tempel der Fortuna Virile, des männlichen Glücks, bekannt und ist so gut erhalten, da er nach dem Jahr 872 in eine Kirche umgewandelt wurde, Dieser Name war aber wohl mit ein Grund warum Mussolini diesen Tempel schon Anfang der 1920er Jahre freilegen ließ.

Wir wissen heute, dass der Tempel dem Portunus geweiht war, dem Gott der Türen, weswegen er immer mit Schlüsseln dargestellt wurde. Portunus war aber auch der Hafengott, wachte also über das Tor der Stadt und die Waren die darüber nach Rom kamen und hatte daher seinen Platz hier am alten Tiberhafen. Der Tempel bestand an dieser Stelle seit dem 4. Jahrhundert v.Chr. Doch sein heutiges Aussehen verdankt er einem Neubau im 2. Jahrhundert v.Chr. Einem vom Stil schon ganz römischen Tempels. Die freistehenden ionischen Säulen beschränken sich auf den vorderen Teil, ansonsten sind nur Halbsäulen auf die Außenmauer aufgesetzt. So hat der Tempel eine klar definierte Vorder und eine Rückseite. Die Vorderfassade mit der Freitreppe weist zur Straße die einst zur Brücke Aemilius, dem heutigen Ponte Rotto, führte. Durch die aktuelle Restaurierung ist auch der sehr elegante Fries am Giebel und an der Seite zum Tiber wieder herausgearbeitet, der einst Michelangelo bei der Ausführung des Gesims am Palazzo Farnese inspirierte.

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Unter Papst Johannes VIII (872 – 882) wurde aus dem Tempel die Kirche Santa Maria in Secundicerio, zum Glück ohne etwas am Bau zu ändern. Die Säulen wurden nur immer mehr zugebaut. Lediglich das östliche Gesims wurde in den 1570er Jahren zerstört, als das Hospiz der Armenier angebaut wurde. 1492 tauchte erstmals der Name der Maria Aegyptacae auf, Die Kirche war der ägyptischen Maria geweiht worden. Diese Maria war eine Prostituierte aus Alexandria, die mit Pilgern nach Jerusalem gezogen sein soll, wo sie sich zum Christentum bekehrte um danach ihre restlichen Lebensjahre als Einsiedlerin in der jordanischen Wüste zu verbringen. Der Mönch Zosimas fand sie dort jämmerlich zugrunde gegangen und begrub sie. Trotz dieses unerfreulichen Endes wurde sie zur Patronin der Prostituierten und die kleine Kirche somit zur Kirche der römischen Huren. Doch nun gehört der Tempel wieder dem Portunus.

In jeder anderen Stadt Europas wäre dieser Tempel eine Touristensensation. In Rom liegt er unbeachtet an einer lauten Straße. Ich empfehle trotzdem einen Besuch.

Quellen: Römische Denkmalbehörde, Heilgenlexikon zur Maria aus Ägypten

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Tempel des Portunus

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