Mentorella


140126 014 GuadagnoloDer Rückzugsort von Johannes Paul II.

Mentorella FrancobolloDas Kloster Madre delle Grazie della Mentorella gehört zu den eindrucksvollsten Orten in der Umgebung Roms. Nicht nur wegen seiner langen Geschichte sondern vor allem wegen des Landschaftserlebnisses. Eine Stunde von Rom entfernt findet man sich hier in einsamer Bergwelt wieder. Dies und weil seit über 150 Jahren polnische Mönche das Kloster bewohnen, ist wohl der Grund warum für Papst Johannes Paul II. die Mentorella ein bevorzugter Rückzugsort war. Das Kloster liegt etwas unterhalb des Dorfes Guadagnolo, mit 1218 Metern die höchstgelegene Siedlung der Provinz Rom.

Die christliche Geschichte des Ortes beginnt mit Placidus Tullius Anicius. Er ging hier auf die Jagd auf einen weißen Hirsch. Als er diesen auf dem Felsen, auf dem heute das Kloster steht, endlich stellte, erschien das Gesicht Jesu zwischen dem Geweih des Tieres in einem leuchtenden Kreuz. Der Jäger fiel zu Boden und hörte eine Stimme sagen: „Warum verfolgst du mich? Ich bin Christus, den du verehrst, ohne es zu wissen.“ Placidus ließ sich darauf samt seiner Familie taufen und nannte sich fortan Eustachius, was auf Griechisch „der Standfeste“ bedeutet. Die weitere dramatische Familiengeschichte ist hier zu lesen.

Auch wenn die Geschichte des Heiligen Eustachius hauptsächlich Legendencharakter hat, gab es die Anicii tatsächlich und ihnen gehörte wohl auch das Land auf dem diese denkwürdige Begegnung stattgefunden haben soll. Es waren zwei weitere Familienmitglieder, ebenfalls Heilige, die den Felsen zum Pilgerort machten. Der Heilige Benedikt soll Ende des 5. Jahrhunderts hier in einer Felsspalte als Eremit gelebt haben, die heute noch besucht werden kann. Nach zwei Jahren wechselte er in eine andere Felsenspalte ins nahe Subiaco und gründete schließlich den nach ihm benannten Mönchsorden. Der dritte Anicius, besser bekannt als Gregor der Große und Papst, schenkte den Felsen eben diesem Orden, den Benediktinern, die spätestens 594 hier das erste Kloster gründeten.

Eine kleine Kirche bestand zu diesem Zeitpunkt schon seit fast 200 Jahren. Der heutige Bau geht jedoch zum größten Teil auf das 12. Jahrhundert zurück, als die Anlage erweitert wurde. In der Heiligkreuzkapelle sind aber noch zwei Säulen des ersten Baus erhalten. Aus der Zeit des Umbaus stammt auch das Madonnenbild. Die mit Edelsteinen und Perlen besetzte Holzstatue wurde 1972 geraubt und erst nach einem Jahr von Carabinieri wieder gefunden.

Über die sogenannte Heilige Treppe erreicht man die barocke Eustachiuskapelle auf der Spitze des Felsens. Ein Weg führt zur Felsspalte des Heiligen Benedikt in der Pilger Fotos von Angehörigen niederlegen, für die sie beten.

Im 14. Jahrhundert verließen die Benediktiner aus unbekannten Gründen Mentorella. Dreihundert Jahre später entdeckte der deutsche Jesuit und Universalgelehrte Athanasius Kircher die Ruine wieder und mobilisierte die Prominenten seiner Zeit. Unter anderem mit Spenden von Maria Theresia, sowie dem Vizekönig von Neapel restaurierte er Kirche und Kloster. Nun zogen die Jesuiten auf den Berg. 1857 gab Papst Pius IX das Kloster an die polnischen Resurrektionisten-Padres, die bis heute hier zu Hause sind.

Im Mittelalter wanderten die Pilger barfuß zum Kloster hinauf und beschwerten sich mit Felsbrocken um die Buße zu vergrößern. Heute kann man von den Wanderwegen die Ausblicke in die Landschaft, von schneebedeckten Bergen bis zum Meer genießen und im Dorf Guadagnolo auch sehr gut einkehren.

Ausführliche Beschreibung auf Italienisch.

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