Madonna dell‘Archetto

Es kommt nicht immer auf die Größe an. Die kleinste und vielleicht versteckteste Kirche Roms überrascht mit neoklassizistischer Eleganz. Die Madonna rollt die Augen. 1690 ließ die Gräfin Alessandra di Mellini Muti Papazzurri Savorelli an der Rückseite ihres Palazzo Muti in einer kleinen, engen Gasse unter einem Bogen (Archetto) ein Madonnenbild anbringen. Es war eines…

Es kommt nicht immer auf die Größe an. Die kleinste und vielleicht versteckteste Kirche Roms überrascht mit neoklassizistischer Eleganz.

Die Madonna rollt die Augen.

1690 ließ die Gräfin Alessandra di Mellini Muti Papazzurri Savorelli an der Rückseite ihres Palazzo Muti in einer kleinen, engen Gasse unter einem Bogen (Archetto) ein Madonnenbild anbringen. Es war eines der ersten Werke des aus der Gegend von Bologna stammenden Malers Domenico Maria Muratori in Rom. Sein wichtigstes Werk, das riesige Altarbild in Santi XII Apostoli findet man gleich um die Ecke. Das Madonnenbild wäre sicher eines unter hunderten geblieben, hätten nicht am 9. Juli 1796 einige Passanten bemerkt, dass die Madonna ihre Augen bewegt. Ein Phänomen das die nächsten Wochen anhielt und zahlreiche Pilger anzog. Nicht genug, 24 weiter Madonnen und sogar 2 Kruzifixe schlossen sich dem Augenrollen an. Viele meinten, dass die Bilder damit im Voraus die Besetzung Roms durch Napoleon missbilligten, die im folgenden Jahr über die Ewige Stadt hereinbrach. Im Februar 1797 verkündete nach eingehender Prüfung jedenfalls Kardinal della Somaglia, dass der Heilige Stuhl das Wunder als real anerkenne. Dem Pilgerzustrom tat dies natürlich keinen Abbruch.

Kuppel von Costantino Brumidi

Bau der Kirche

1851 beschloss die Familie Muti Papazzurri schließlich mit Unterstützung zahlreicher Spender, darunter König Ludwig Maximilian von Bayern eine Kirche um das wundertätige Bild zu bauen. Der Architekt Virginio Vespignani schloss den Bau, der die kleine Gasse ausfüllte, in wenigen Monaten ab und machte das Beste aus dem sehr begrenzten Raum. Er bekrönte den Raum, der Querarme nur andeutet, sogar mit einer Kuppel. An Vergoldung wurde in dem neoklassizistischen Raum mit harmonischen Proportionen nicht gespart. Vespignani, der zahlreiche Bauten in Roms Gründerzeit verwirklichte, bezeichnete später die Madonna dell’Archetto als sein wichtigstes Werk. Der Bildhauer Luigi Simonetti steuerte Engel mit Vasen auf dem Kopf bei, die an die berühmten Karyatiden auf Athens Akropolis erinnern.

Apotheosis of Washington von Brumidi in der Kuppel des Capitol

Von Rom nach Washington

Die Ausmalung der Kuppel mit Maria und Allegorien der Klugheit, der Weisheit, der Unschuld und der Kraft nahm Costantino Brumidi vor. Der Sohn eines griechischen Einwanderers malte auch Fresken in verschiedenen Adelspalästen in Rom und arbeitete sogar drei Jahre im Vatikan. Sein bekanntestes Werk findet man jedoch nicht in Italien. Brumidi hatte die römische Republik, die 1848 den Papst vertrieb unterstützt und war nach dem Ende der Revolution verhaftet worden. Auch wenn er danach in der Kirche der Madonna dell’Archetto malte, wurde er in Rom nicht mehr glücklich. Kurz nach Fertigstellung seiner Arbeit wanderte er daher mit seiner Familie nach Übersee aus. Schnell fasste er in der Neuen Welt Fuß und malte Fresken in Kirchen in New York und Baltimore und sogar in der Kathedrale von Mexiko Stadt. Bei einem Besuch in Washington bemerkte er die vielen weißen Wände und Decken der Regierungsgebäude und bewarb sich darum dies mit Farbe zu ändern. Jefferson Davis, damals Kriegsminister, gab ihm schließlich den Auftrag für die Dekoration eines Konferenzsaals für einen Tageslohn von acht Dollar. Die Begeisterung für dies Werk zog weitere Aufträge nach sich. Schließlich durfte er an das Allerheiligste und malte die Kuppel des Kapitols aus. Ganz katholisch stellte er quasi die Himmelfahrt George Washingtons dar. Wie in der kleinen Kuppel in der versteckten Gasse in Rom die Madonna, wird er von zahlreichen Allegorien umrahmt.

Quellen: Madonna dell’Archetto, Angela Negro in Roma Sacra, 4. Itenerario, Corriere della Sera, 15. Mai 2015, Wikipedia über Costantino Brumidi, Google Maps

Eingang zur Kappelle
Madonna dell’Archetto
Engel von Luigi Simonetti

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