Vierströmebrunnen


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Der Vierströmebrunnen von Bernini

090517 01Der Vierströmebrunnen, Fontana dei Quattro Fiumi, auf der Piazza Navona ist nach dem Trevibrunnen sicher der bekannteste Brunnen Roms und eines der Hauptwerke von Gian Lorenzo Bernini. Dabei war es gar nicht vorgesehen, dass Bernini den Auftrag bekommt. Sein Förderer Papst Urban VIII war gerade gestorben und der neue Papst Innozenz X ignorierte den Bildhauer. Zudem hatte Bernini gerade Ärger, da sein Glockentürmchen am Petersdom an der Fassade Risse verursachte und daher wieder abgebaut wurde. Bernini war nicht zum Wettbewerb für den Brunnen vor der Residenz der neuen Papstfamilie eingeladen.

Bernini siegte mit einem Trick. Er ließ ein silbernes Modell seines Brunnens in den Palast der Pamphilj, der Familie des Papstes schmuggeln und verehrte es der Schwägerin des Papstes Olimpia Maidalchini. Damit stach er seine Konkurrenten aus. Den Obelisk, den der Papst auf der Piazza Navona aufstellen wollte, ließ er über einer ausgehölten Felslandschaft geradezu schweben und bewies so seine statischen Fähigkeiten, die beim Petersdom so schmählich versagt haben. 1648 wurde dafür ein Travertinblock aufgestellt und vor Ort bearbeitet. Die Pflanzen und Tiere stehen stellvertretend für die vier Kontinente. Australien war damals noch nicht entdeckt. 1650 bis 1651 schufen Berninischüler die vier überlebensgroßen Marmorfiguren, die die, nach damaligem Wissensstand, wichtigsten Flüsse der Erdteile darstellen. Claude Poussin haute den Ganges für Asien, Francesco Baratta den Rio della Plata für Südamerika, dem als Zeichen für den Silberreichtum Münzen aus der Tasche fallen. Jacopo Antonio Fancelli verhüllte das Haupt des Nils, da seine Quellen noch nicht entdeckt waren. Antonio Raggi ließ die Donau das Wappen der Pamhilj halten.

Der Rio della Plata erhebt seine Arme, als befürchte er die Fassade der Kirche Sant’Agnese, ein Werk des Bernini-Konkurrenten Borromini, würde gleich einstürzen. Ein bissiger Kommentar Berninis? Die nette Anekdote krankt daran, dass bei der Fertigstellung des Brunnens noch nicht absehbar war, dass Borromini den Auftrag bekommen würde.

Die Spitze des Brunnens stellt, als Symbol für die Macht des Papstes, ein großer Obelisk dar. Laut der Inschrift auf dem Sockel soll Caracalla dem Obelisken mit dem „nilotischen Rätsel“, den Hieroglyphen, aus Ägypten nach Rom gebracht haben. Noch während der Brunnen im Bau war versuchte der deutsche Jesuit Athanasius Kircher die Schrift zu entziffern. Sein Ergebnis war reine Phantasie, denn erst 170 Jahre später konnte Jean-François Champollion die Hieroglyphen übersetzen. Seither wissen wir, dass der Stein für Kaiser Domitian, wahrscheinlich 81 n. Chr. beschriftet wurde und vermutlich zwischen dem Isis- und dem Serapistempel, 500 Meter von seinem heutigen Standort aufgestellt war. Im 4. Jahrhundert versetzte man ihn in den Circus des Maxentius an der Via Appia, wo man ihn unter Papst Innozenz X. wiederfand.

Auf der Spitze sitzt eine bronzene Taube, das Wappentier der Pamphilj. In dem bekannten Roman Illuminati soll sie ein Wegweiser Berninis zur Engelsburg sein. Leider wusste der Autor Dan Brown nicht, dass jedes Jahr der Brunnen gereinigt wird und dann auch die Taube abgenommen wird. Ein Arbeiter der Stadtreinigung setzt sie dann in beliebiger Richtung wieder auf.

Donau 01

Ganges 02

Nil 01 f

Rio della Plata 02

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