Sant’Agnese in Agone


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Die Baugeschichte der Kirche an der Piazza Navona

Francesco Borromini, 1599 - 1667Sant’Agnese in Agone ist eine der bekanntesten Kirchen Roms, denn sie bestimmt mit ihrer Kuppel die bei Touristen beliebte Piazza Navona und ist daher häufiges Fotomotiv. Doch bildet sie nicht nur den Hintergrund für den Vierströmebrunnen. Sie hat auch selbst eine interessante Geschichte.

Ihren Beinamen verdankt sie dem antiken Agon (Wettkampf) der im Stadion des Domitian stattfand, über dem sie errichtet ist. Geweiht ist die Kirche der Heiligen Agnes, eine der populärsten aus einer Reihe von jungfräulichen Märtyrerinnen Roms. Das zwölfjährige Mädchen soll sich nach der Legende geweigert haben den Sohn des Stadtpräfekten zu heiraten, da ihr Bräutigam Jesus sei. Daraufhin sollte sie in einem Bordell vergewaltigt werden, was durch ein sekundenschnelles Wachstum ihrer Haare, die sie verhüllten, verhindert wurde. Auch der Versuch sie zu verbrennen schlug fehl, so dass man ihr schließlich, wie einem Lamm, die Kehle durchschnitt. Dies hat wohl auch mit der Namensgleichheit zwischen Agnes (griechisch: die Reine) und Agna (lateinisch: Lamm) zu tun. Die Legende ist dokumentarisch nicht fassbar. Dass sich im Stadion ein Bordell, wie in anderen öffentlichen Gebäuden befand, ist jedoch wahrscheinlich.

An der Stelle des Martyriums der Jungfrau entstand in den Ruinen des Stadions spätestens im 8. Jahrhundert eine Kapelle, deren Reste in der heutigen Krypta zu finden sind. Papst Kalixtus II. (1119 – 24) ließ diese zu einer richtigen Kirche ausbauen.

Mit der Wahl des Papstes Innozenz X. kam dessen Familie, die Pamphilj ins Spiel, die die Piazza Navona zum Familienmonumet umbauen wollten. An der Südwestecke errichtete Innozenz den Palazzo Pamphilj, die heutige Brasilianische Botschaft. Die Kirche sollte als Familienmausoleum in den Palast einbezogen werden. Am 17. August 1652 setzte man den hier ansässigen Orden der Caracciolini vor die Tür. Man gab den Mönchen gerade fünf Tage Zeit um in die Kirche San Lorenzo in Lucina umzuziehen. Die Eile des Papstes war begründet, war er doch bereits 79 Jahre alt und die Kirche war als Ort seines Grabmals ausersehen. Im selben Monat begannen der Architekt Girolamo Rainaldi und sein Sohn Carlo mit dem Bau. Doch schnell gab es Streit zwischen Bauherrn und Künstlern. Vor allem die geplante große Freitreppe missfiel dem Papst. Bereits nach zehn Monaten wurden die Rainaldis durch Francesco Borromini ersetzt. Der gab der Fassade Schwung. Typisch für ihn ist das Spiel mit konvexen und konkaven Formen. Er setzte die Glockentürme soweit auseinander, dass die Kuppel gut zur Geltung kommt und gab dem Eingang eine Rundung nach innen. Borromini trieb den Bau rasch voran. Zu Weihnachten 1654 war die Kuppel fast fertiggestellt. Die Bauarbeiter mussten an allen sieben Wochentagen arbeiten. Wer es vorzog am Sonntag den Gottesdienst zu gehen, den ließ der Papst von seiner Polizei auf die Baustelle schleppen.

Als Innozenz im Januar 1655 starb übernahm sein Neffe Camillo Pamphilj die Verantwortung für die Baustelle, doch mit der Harmonie mit Borromini war es damit vorbei. Dem Architekten wurden technische Fehler vorgeworfen und dass er den Bau vernachlässigen würde. Nach zwei Jahren in denen der Bau nun immer öfter stockte, warf der Architekt das Handtuch und sein Vorgänger Carlo Rainaldi sollte den Bau beenden. Er veränderte vor allem die Türme und die Laterne. 1666, nach dem Tod Camillos, wurde seine Ehefrau Olimpia Aldobrandini Bauherrin und gab die Baustelle ausgerechnet dem größten Konkurrenten Borrominis, Gianlorenzo Bernini. Dieser ist vor allem für die Innenausstattung verantwortlich. Die Marmorreliefs, die anstelle der üblichen Gemälde, die Altäre zieren wurden von seinen Schülern ausgeführt und geben dem achteckigen Innenraum ein einheitliches Aussehen, das von weißem und rosa Marmor bestimmt ist. Die grünen Säulen wurden aus der Lateransbasilka abgezweigt, die Innozenz gleichzeitig von Borromini umbauen ließ. Das Grabmal des Papstes, eigentlich der Grund für den Neubau der Kirche, verlor man bei dem ganzen Hickhack aus den Augen. Erst 1698 fand man noch ein Plätzchen für seine sterblichen Überreste. Innozenz II. grüßt heute von oberhalb des Türsturzes des Eingangs herab.

Öffnungszeitensind Dienstag bis Samstag von 9:30 bis 12:30 und von 15:30 bis 19:00, sonntags 9:00 bis 13:00 und von 16:00 bis 20:00.

Besuchen Sie die Kirche doch einmal bei einem Konzert.

Selbstverständlich ist auch eine geführte Besichtigung im Rahmen einer Altstadtführung möglich.

Sant'Agnese in Agone

Sant'Agnese in Agone

Grabmal von Innozenz X. in Sant'Agnese in Agone