Palestrina


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Eine Stadt, ein Tempel, ein Orakel

Palestrina 03Palestrina ist ein tolles Ausflugsziel. Es liegt 40 Kilometer östlich von Rom und ist über die Via Prenestina zu erreichen. Man kann nach Palestrina auch mit dem COTRAL-Bus von der Metroendhaltestelle Anagnina fahren. Schon von weitem sieht man die besondere Stadtanlage. Die Altstadt ist auf Terrassen erbaut, die sich auf halber Höhe eines steilen Abhangs erstrecken.

Diese Terrassen sind Teil des riesigen antiken Tempelkomplexes der Fortuna Primigenia. Das mittelalterliche Palestrina ist auf diesen Tempelterrassen erbaut.

Die Gründung von Praeneste, wie die Stadt in der Antike hieß, liegt im Dunkeln. Nicht einmal bei den Legenden dazu waren sich die alten Römer einig. Vergil nennt Caeculus, den Sohn des Vulcanus als Gründer, andere Praenestes, einen Enkel des Odysseus. Die ältesten archäologischen Funde beweisen eine Besiedlung Praenestes ab dem 8. – 7. Jahrhundert v.Chr.  Darunter ist die Manios-Spange mit der wahrscheinlich ältesten lateinischen Inschrift, heute im Museo Luigi Pigorini in Rom.

Die Beziehung von Praeneste zu Rom war sehr wechselhaft. Es wurde erst 338 v.Chr. endgültig von Rom erobert. Im Bürgerkrieg des 1. Jhd. v.Chr. bot die Stadt dem Feldherrn Marius Unterschlupf, eine verhängnisvolle Entscheidung. Dessen Gegner Sulla eroberte 82 v.Chr. Praeneste und soll ein Massaker mit 12.000 Toten angerichtet haben. Marius beging in einem unterirdischen Gang Selbstmord.

Sulla war es jedoch auch, der das Fortuna-Heiligtum zu der Größe ausbaute, die wir heute noch sehen. Praeneste war danach keine befestigte Stadt mehr, sondern wurde zur Sommerfrische reicher Römer. Die Tempelanlage war übrigens für ihr Orakel berühmt. Dafür wurden Lose, Eichentäfelchen mit geheimnisvollen Zeichen, gemischt und Priester sagten daraus die Zukunft voraus.

111017 003 PalestrinaIch empfehle eine Besichtigung Palestrinas im Nationalen Archäologischen Museum im Palazzo Barberini zu beginnen, der an der Stelle des obersten Fortuna-Tempels errichtet wurde. Das Museum stellt vor allem Funde aus dem Heiligtum aus und bietet so einen guten Einstieg in die Stadtgeschichte. Höhepunkt ist das Mosaik „Überschwemmung des Nils“, das aus einem Raum auf der unteren Terrasse stammt. Man kann stundenlang vor diesem Kunstwerk stehen und die vielen Details, Menschen und Tiere betrachten und sich auf eine Reise vom Mittelmeer nilaufwärts bis nach Äthiopien begeben. Eines der schönsten antiken Kunstwerke, die man in Italien findet.

Vom Museum aus kann man die oberen Terrassen besichtigen, die erst nach einem Bombardement im Zweiten Weltkrieg freigelegt werden. Die Aussicht in die Ebene bis nach Rom ist atemberaubend. Auf der unteren Terrasse finden wir in einer Grotte ein zweites Mosaik mit einer Uferlandschaft und Fischen, das leider nicht ganz so gut erhalten ist. Schauen Sie noch in den Dom um die Pietà von Michelangelo zu besuchen. Heute nur eine Kopie, das Original wurde 1939 nach Florenz gebracht. Die unvollendete Skulptur stand ursprünglich in der Grabkapelle von Antonio Barberini. Vor dem Dom befindet sich das Denkmal für Giovanni Pierluigi da Palestrina, einem der wichtigsten Komponisten des 16. Jahrhunderts.

Die Brüder Heinrich und Thomas Mann verbrachten die Sommer 1895 und 97 in Palestrina. Der Roman „Die kleine Stadt“ von Heinrich Mann spielt hier. Thomas Mann dagegen begann in Palestrina mit seinen Buddenbrooks. Erst ein halbes Jahrhundert später nahm er die Stadt der römischen Campagna als Schauplatz in den Doktor Faustus mit auf.

Museo Archeologico Nazionale di Palestrina

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