
Die Region nördlich von Rom, die Tuscia, wie sie auf Italienisch heißt ist Etruskerland. Manche Gegenden waren zur Zeit dieses geheimnisvollen Volkes dichter besiedelt als heute. Man weiß immer noch nicht viel über dieses Volk. Wahrscheinlich entstand es im 10. Jahrhundert vor Christus aus der Vermischung einheimischer Bauer mit einer aus Anatolien eingewanderten Oberschicht. Ab dem 4. Jahrhundert v. Chr. begann Rom, das lange zum Einflußbereich der Etrusker gehörte, die Tuscia zu erobern. 90 v. Chr. bekamen die Etrusker römisches Bürgerrecht und begannen Lateinisch zu sprechen. Nach und nach gingen sie in der römischen Gesellschaft auf.

Die Spuren der Etrusker sind noch zahlreich zu finden. Vor allem ihre Totenstädte finden sich noch in den tief eingeschnittenen Tälern. Doch man muss gut zu Fuß sein. Die wenigsten Monumente liegen direkt an einem Parkplatz. Dafür bekommt man die antiken Überbleibsel in Kombination mit spektakulärer Natur geboten.

Ich habe heute eine Wanderung rund um Blera gemacht. Das etruskische Blera entstand im 8. Jahrhundert auf einem Felsplateau oberhalb des Zusammenflusses zweier Wasserläufe, des Canale und des Biedano. Nur wenige Fundamente sind hier erhalten. Blera, oder etruskisch Phlera, war keine der eigenständigen etruskischen Städte, sondern gehörte abwechselnd zu Tarquinia und Cerveteri. Im 3. Jahrhundert v. Chr. kam Phlera zum römischen Reich und wurde mit der Via Clodia ans römische Straßennetz angebunden. Heute kann man die malerische Römerstraße entlang wandern, die teilweise tief in den Tuff eingegraben wurde. In den Felswänden finden sich überall die etruskischen Grabnischen. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass von dem so lebensfrohen Volk der Etrusker vor allem ihre Totenstädte überdauert haben. Hinter der römischen Brücke Ponte della Rocca zieht sich die Nekropole des Pian del Vescoco den Hang hinauf. Dieses sind die ältesten bekannten etruskischen Felsengräber. Langsam setzt die Mittagshitze ein und ich bin froh. meine Füße im Biedano kühlen zu können.

Das alte Blera hatte noch zum Ende der Römerzeit Bedeutung. So war es von 457 n. Chr. bis 1093 Bischofsitz. Der erste, allerdings legendäre Bischof San Vivenzio, ist noch heute Ortspatron. Im Mittelalter wurde der Ort dann an das andere Ende des Felsplateaus verlegt, erreichte jedoch nie wieder die Bedeutung der antiken Stadt. Das heutige Blera ist ein stimmungsvolles Städtchen, das mit verwinkelten Gäßchen steil über dem Tal des Biedano hängt.
Quellen: Dictionary of Greek and Roman Geography, Smith, Pian del Vescovo auf Pleiades,




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