
Unangefochten die Nummer eins der Touristenziele in Rom ist das Kolosseum. Das größte Amphitheater der Antike und eines der bekanntesten Monumente der Welt. Auch als Ruine ist es noch eines der beeindrucktesten Gebäude.
Renovierung des Kolosseums
Seit Januar 2013 wir das Kolosseum grundlegend renoviert. Nicht nur der Ruß der Abgase, der die Fassade schwarz färbte wird abgestrahlt. Es müssen umfangreiche Sicherungsmaßnahmen vollbracht werden, damit die Ruine nicht weiter verfällt. Einbauten des letzten Jahrhunderts werden nach und nach entfernt.
Inzwischen ist die erste Restaurierungsphase am Kolosseum fast beendet. Am 7. Juli 2014 sollen die ersten fünf Arkaden von den Gerüsten befreit werden. Wir können gespannt sein, wie sie in der Sommerhitze blitzen. Das Kultusministerium verspricht, dass der Stein genauso wie vor 1937 Jahren, bei der Erbauung in honiggelb leuchten soll. Das Gerüst wird dann weiter um das Amphitheater wandern.

Neue Funde
Doch es wird nicht nur restauriert, sondern auch weiter geforscht. Die letzten Wochen haben Studenten der römischen Universität Roma Tre und der American University of Rome in einem der Bogengänge des Baus gegraben. Sie waren dabei nicht auf der Suche nach Spuren der Gladiatoren, sondern der mittelalterlichen Besiedlung. Ab dem 9. Jahrhundert entstanden in den Gewölben des ungenutzten Kolosseums Ställe, Magazine und Wohnungen. Keramikfunde beweisen diese Nutzung. Ein besonders schöner Fund ist ein winziger Affe aus Elfenbein, der vielleicht als Schachfigur diente. Bis spätestens zum Erdbeben 1349, bei dem auch das Kolosseum in Mitleidenschaft gezogen wurde reichte die Zeit der mittelalterlichen Besiedlung. In oberen Stockwerken wurden Wasserleitungen aus dem Mittelalter gefunden. Die Familie Frangipane hat sich im 12. Jahrhundert in der Ruine verschanzt und offenbar eine luxuriösere Burg eingebaut, als man bisher dachte.
Bei der Untersuchung hat man auch noch einen Glücksfund gemacht. Wer denkt, dass man in einem Gebäude, durch das jährlich 6 Millionen Besucher wandern, nichts mehr findet, täuscht sich. In einer Mauerritze entdeckten die Studenten ein kleines Medaillon aus Karneol, das Apollo zeigt.

Geschichte des Kolosseums
Das Amphitheatrum Flavium wie es nach der Kaiserdynastie hieß, die es erbaute, hatte einige Vorbilder. Das älteste, dessen Ruinen wir heute noch sehen können, ist die Arena in Pompeji, die um 80 v.Chr. gebaut wurde. Berühmt war auch das Amphitheater in Capua. Unter Kaiser Augustus wurde 29 v.Chr. in Rom das Amphitheater des Statilius Taurus, benannt nach dem Konsul, der Bauherr war, eingeweiht. Es befand sich gegenüber der heutigen Engelsburg und wurde beim Brand unter Nero zerstört. Nach Neros Sturz gab Vespasian den Befehl den großen See im Park von Neros Goldenem Haus, der Domus Aurea, trockenzulegen und dort die Arena, die wir heute als Kolosseum kennen zu bauen. Obwohl die Bauzeit selbst für heutige Verhältnisse mit weniger als 8 Jahren ausgesprochen kurz war, erlebte Vespasian die Fertigstellung nicht. Sein Sohn Titus konnte 80 n.Chr. den Bau mit 100-tägigen Spielen einweihen. Wahrscheinlich wurde dabei die Arena auch für Schiffskämpfe geflutet. Die ausgeklügelten Kellerräume mit Aufzügen, mit denen wilde Tiere, Gladiatoren oder auch Bühnendekoration nach oben befördert wurde, wurden erst danach eingebaut.

523 haben wir zum letzten Mal die Nachricht, dass das Kolosseum für Tierhetzen, die Venationes, genutzt wurde. Danach verfiel es und wurde als Steinbruch verwendet. Im Mittelalter wurden jedoch auch Wohnungen eingebaut und es wurde sogar von der Familie Frangipane als Festung genutzt. 1675 beauftragte Papst Innozenz XI den Architekten Carlo Fontana eine Kirche in der Arena zu planen um an die vermeintlich hier hingerichteten Christen zu erinnern. Der Plan wurde nie verwirklicht, aber seither stoppte der Abbau, da das Kolosseum nun den Märtyrern geweiht war. Ein Kreuz am Rande der Arena erinnert noch heute daran und der Papst geht jedes Jahr an Karfreitag hier einen Kreuzgang ab. Seit dem Jahr 2000 ist es außerdem ein Denkmal gegen die Todesstrafe. Immer wenn ein Todesurteil irgendwo auf der Welt ausgesetzt wird, wird es bunt erleuchtet.
Wer sich für die Geschichte des Kolosseums nach der Zeit der Gladiatoren interessiert, dem sei das spannende Buch von Erik Wegenhoff, Das Kolosseum – bewundert, bewohnt, ramponiert (Wagenbach Verlag, 2012, ISBN: 9783803136404) empfohlen.
Quellen: Spiegel Online, La Repubblica zur mittelalterlichen Bebauung, Corriere della Sera zur Renovierung, Archaelogy zu Funden




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