Das Grab der Rabirii

An der Via Appia Antica befinden sich zahlreiche Grabmäler der unterschiedlichsten Größen und Bauarten. Doch kaum ein Grab ist tatsächlich Personen zuzuordnen. Eines der wenigen Grabmale, dessen Inschrift gut lesbar ist, ist das der Rabirii. Wenn wir eine halbe Stunde von der Basilika San Sebastiano stadtauswärts wandern, treffen wir auf die Steintafel mit drei Porträtbüsten…

Das Grab der Rabirii (links) an der Via Appia Antica

An der Via Appia Antica befinden sich zahlreiche Grabmäler der unterschiedlichsten Größen und Bauarten. Doch kaum ein Grab ist tatsächlich Personen zuzuordnen. Eines der wenigen Grabmale, dessen Inschrift gut lesbar ist, ist das der Rabirii.

Wenn wir eine halbe Stunde von der Basilika San Sebastiano stadtauswärts wandern, treffen wir auf die Steintafel mit drei Porträtbüsten der Familie Rabirius. Sie wurde von Luigi Canina, der seit 1848 als Archäologe für die Via Appia zuständig war in eine von ihm errichtete Mauer eingelassen. Wie die tatsächliche Grabstätte aussah, wissen wir nicht. Die originale Grabplatte befinden sich seit 1972 im Museo Nazionale im Standort Palazzo Massimo neben dem Bahnhof Termini. Doch ich finde es schöner die gute Kopie vor Ort in der Natur zu besuchen.

Die originale Grabplatte der Rabirii im Palazzo Massimo delle Terme

Die Inschrift und die Porträts

Die Inschrift der Namen der drei Personen sind leicht zu erkennen. Auf der linken Seite sehen wir C(aius) Rabirius Post L Hermodorus. Achtet auf das „L“ am Ende des Namens. Es steht für libertus, also freigelassen. Rabirius Hermodorus war also ein freigelassener Sklave. Er lebte und arbeitete im Haus der Gaius Rabirius Postumus. Es war üblich, dass er bei seiner Freilassung den Namen seines Herrn annahm. Das Kürzel Post. L. heißt also Freigelassener des Postumus. Dieser ist bekannt, da in einem Korruptionsprozess (das gab es damals schon) Cicero seine Verteidigung übernahm. Seine Rede Pro Rabirio Postumo ist bis heute erhalten. Rabirius Postumus stand im Bürgerkrieg auf der Seite Cäsars und wurde von ihm 47 v.Chr. zum Prokonsul in der Provinz Asia, also der Westtürkei, eingesetzt.

Rabirius Hermodorus lernte seine Frau Rabiria Demaris vielleicht als Sklavin im Haushalt des Rabirius Postumus kennen, denn sie trägt ebenfalls seinen Namen. Offenbar fand Rabirius Hermodorus nach seiner Freilassung einen einträglichen Beruf, denn eine Grabstelle mit Porträts an der Via Appia war nicht billig. Rabirius Hermodorus zeigt sich den Passanten als vornehmer Römer in Toga. Er ist stolz den Stand des Sklaven hinter sich zu haben. Das Ehepaar wurde um 40 v.Chr. hier begraben.

Grabplatte der Rabirii, Detail, Usia Prima

Usia Prima – Die Priesterin der Isis

Die dritte Büste wurde später verändert. Möglicherweise stellte sie ursprünglich sogar einen Mann dar, vielleicht den Sohn der Rabirii. Circa 40 n.Chr. wurde der junge Mann zur Frau umgemodelt. Dabei ist der Kopf etwas zu klein geraten.

Ihr Name ist Usia Prima. Ob sie mit den Rabirii verwandt war oder ob das Grab für sie gekauft wurde, entzieht sich unserer Kenntnis. Sie wird in der Inschrift als Sac(rorum) Isidis, also als Priesterin der Isis bezeichnet.

Auch die zwei Gegenstände neben ihrem Kopf weisen auf ihren Beruf hin. Rechts ist eine Schale für Trinkopfer dargestellt, links ein Sistrum, eine Art Rassel, die typisch für den Kult der Isis war.

Grabplatte der Rabirii, Detail, Sistrum

Der Isis-Kult in Rom

Die Verehrung der ägyptischen Göttin Isis gelangte schon im ersten Jahrhundert vor Christus mit ägyptischen Händlern vom Nil an den Tiber und erlebte mit der Ankunft Kleopatras einen ersten Höhepunkt. Doch nicht alle Römer waren davon begeistert. Kaiser Tiberius verfolgte den Kult und wies viele Anhänger aus Rom aus. Sein Nachfolger Caligula legimitierte die Religion wieder. Usia die in dieser Zeit starb, konnte sich also sehr selbstbewusst als Isispriesterin darstellen. Isis wurde vor allem als Muttergottheit verehrt, die den Horusknaben zur Welt brachte. Die Mutter Isis mit dem göttlichen Sohn bereitete einer anderen Mutter den Weg. Kein Zufall, dass dort wo ihre Tempel standen, sich heute in Rom Marienkirchen erheben.

Quellen: Boris de Rachewiltz: Roma Egizia, Edizione Mediterranee, Rom 1999, Valentin Kockel, Porträtreliefs stadtrömischer Grabbauten, Verlag von Zabern, 1993

Das Grab der Rabirii

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